Ausbildung oder Studium – die Vorteile

Gastbeitrag der
Bundesagentur für Arbeit Mönchengladbach

Habe ich nach zwölf oder dreizehn Jahren in der Schule zunächst einmal „genug Wissen gebüffelt“, und möchte ich deshalb jetzt erst einmal „was Praktisches machen“? Diese Frage hat immer schon viele Schülerinnen und Schüler am Ende der Sekundarstufe II beschäftigt, wenn sie die Berufsberatung der Agentur für Arbeit aufsuchen. Im vergangenen und in diesem Jahr ist allerdings ein zusätzlicher Aspekt hinzugekommen, um den die Schülerinnen und Schüler diese Frage ergänzen: Habe ich für den Moment zunächst einmal „genug digital gelernt“, und möchte ich jetzt erst einmal eine „praktische Ausbildung machen“?

Mit der Corona-Pandemie und dem Lernen auf Distanz kam in den zurückliegenden Monaten auch häufiger die Frage auf: Wie möchte ich im nächsten Lebensabschnitt lernen? Eine Ausbildung ist stärker von persönlichen und direkten Kontakten in einem Betrieb geprägt als es manchmal an großen Universitäten zugehen kann, wo morgens niemand fragt, ob oder warum man nicht erschienen ist. Was davon passt besser zu mir?

Man sollte sich diese Frage aber auch ganz grundsätzlich stellen: Wie möchte ich lernen, was liegt mir mehr? In der Ausbildung sind Theorie und Praxis sehr aufeinander abgestimmt, während im universitären Studium mehr theoretisch ist und man praktische Fähigkeiten zusätzlich sammeln muss. Zum Beispiel durch Praktika, durch studentische Hilfskraftstellen oder Nebenjobs. So etwas ist nötig, um sich letztlich für den Arbeitsmarkt fein zu machen.

Eine Ausbildung ist strukturierter. Benötige ich Strukturen? Oder kann ich gut mit den Freiheiten umgehen, die mir Hochschulen oder Universitäten bieten, wo es mehr gilt, eigene Schwerpunkte zu setzen?

In eine ähnliche Richtung geht die Frage, ob ich nach der Schule die Sicherheit haben möchte, meinen künftigen Berufsweg möglichst konkret zu planen. Das ist mit einer Ausbildung einfacher. Nach aktuellsten Zahlen werden sieben von zehn Auszubildende von ihren Betrieben übernommen. Dahingegen fangen Student erst nach bestandenem Examen an, sich ihren ersten Arbeitgeber zu suchen. Und es ist möglich, nicht sofort den passenden zu finden. Selbst für Studierende im Lehramt gilt, dass sie zunächst gegebenenfalls ihre Wünsche bei der Region oder Schulform anpassen müssen.

Hinterfragen sollte man für sich auch, wie wichtig einem Urlaub ist. Auszubildende haben bis zu 30 Tage im Jahr. Student*innen hingegen haben vorlesungsfreie Zeiten – und die sind erfahrungsgemäß nicht mit Urlaub zu verwechseln. In diesen Zeiten muss gelernt werden, stehen Prüfungen an und sind Hausarbeiten zu schreiben. Das ist nicht so „chillig“ wie Urlaub, zumal vielleicht auch noch Geld hinzuverdient werden muss oder Praktika und erste berufliche Erfahrungen zu sammeln sind, um nach der letzten Examensprüfung möglichst bald in einen Job einsteigen zu können.

Eine weitere grundsätzliche Frage, die beim Abwägen zwischen Studium und Ausbildung immer wieder gestellt wird, ist die nach dem Geld. Vom Wunsch, nach der Schule sein eigenes Geld zu verdienen, hören wir in der Berufsberatung der Arbeitsagentur immer wieder. Auch diese Frage sollte man sich stellen und dabei zusätzlich in den Blick nehmen, was später, mit einigen Jahren Berufserfahrung verdient werden kann. Je nach beruflichen Neigungen kann das Pendel hierbei zugunsten des Studiums oder aber der Ausbildung schlagen.

Das Abwägen zwischen Studium und Ausbildung ist eine Aufgabe für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Jeder sollte sich mit den eigenen Wünschen und Fähigkeiten auseinandersetzen und nicht per se eine Sache von vornherein ausschließen. Wir, die Berufsberater*innen für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss, beraten dabei gerne und könnten Euch, je nach Entscheidung, auch noch mit vielen tollen Ausbildungsstellen in der Region versorgen.